Ein Blickfang vor dem Stadttor
In Ilanz, der ersten Stadt am Rhein, liegt dieses Mehrfamilienhaus, welches wir fachgerecht renovieren durften. Wie sich während der Innensanierung ein Jahr zuvor herausgestellt hat, ist es eines der ersten Wohnhäuser, die ausserhalb der Stadtmauern errichtet worden waren. So waren die Bodenbretter noch mit Holznägeln auf der Balkenlage befestigt.
Das renovierte Haus nach Abschluss der Renovation. Im Hintergrund das historische Obertor und das Haus Calonder (Foto Jaromir Kreiliger)
Ausgangslage
Leider wurde die Fassade bei der letzten Renovation mit einem Kunststoffverputz versehen. Auf diesen wurden dann schöne und sorgfältig ausgeführte Dekorationsmalereien aufgebracht. Durch den dichten Verputz- und Anstrichaufbau nahm der darunterliegende Verputz jedoch Schaden. So entschied man sich, den Kunststoffputz abzuschälen und einen neuen, mineralischen Deckputz aufzubringen. Die im späten 17. oder im 18. Jahrhundert erbaute Liegenschaft steht nicht unter Denkmalschutz. Dennoch – und obwohl die Dekorationsmalereien nicht aus der Entstehungszeit der Liegenschaft stammen – entschied sich die Bauherrschaft dazu, diese zu erhalten bzw. als Replika wieder neu aufzumalen.
Sicherung der Dekorationsmalereien, Abschälen des Kunststoffputzes und Aufbringen eines neuen, mineralischen Fassadenverputzes
Als erstes wurde die ganze Fassade gründlich fotografiert. Danach wurden die Farbtöne abgenommen und die Dekorationsmalereien ausgemessen und abgepaust. Anschliessend wurde der Kunststoffputz vollständig abgetragen. Dabei wurde die aufgemalte Sonnenuhr sorgfältig und randgenau ausgespart und im Original belassen. Der freigelegte Grundputz wurde hernach auf seine Festigkeit hin überprüft und wo nötig verfestigt, ergänzt und repariert. Die Körnung des neuen, mineralischen Deckputzes wurde auf die zur Erstellungszeit des Hauses verwendeten Körnungen abgestimmt. So ist das zu grobe Korn einer feinen Oberfläche gewichen, wie die Kalkputze damals ausgeführt worden waren. Statt des dicht abschliessenden Kunststoffputzes ist die Fassade neu mit einem offenporigen, sogenannt «atmungsaktiven» mineralischen Verputz versehen, der bauphysikalisch auf die alten Bruchsteinmauern abgestimmt ist.
Fassade strassenseitig vor der Renovation
Dekorationsmalerei, bevor sie abgepaust wurde
Dekorative Fenstereinfassung im 2. OG strassenseitig, vor der Renovation
Detail der Sonnenuhr, die sich auf der südwestorientierten Fassadenseite befindet, vor der Renovation
Ausführung der Malerarbeiten mit Mineralfarbe
Erst nach der erfolgten Karbonatisierungszeit – das ist die Zeit, die der mineralische Verputz benötigt, um abzubinden – ging es mit Farben, viel Geduld und Liebe fürs Detail ans Werk. Die Fassadenfläche wurde mit Keim Mineralfarbe in einem feinen Gelbton gestrichen. Der Farbton wurde aus einer Farbkarte für Kalkfarben gewählt. Das deshalb, weil zur Erstellungszeit des Hauses nur Kalkfarben zur Verfügung standen. Und da Kalk maximal 4 % mineralische und somit alkalibeständige Pigmente zu binden vermag, waren zu dieser Zeit nur feine Farbgestaltungen an Fassaden möglich. Die Mineralfarbe wurde mit der Bürste aufgetragen und im Kreuzgang vertrieben.
Nach Abschluss des Grundanstrichs wurden die Dekorationsmalereien aufgepaust, mit dem Bleistift nachgezogen und danach mit Mineralfarbe in grauen Farbtönen mit Nuancierungen neu aufgemalt.
Die im Original belassene Sonnenuhr wurde mit ruhiger Hand in freier Manier und mit dem Malstock als Hilfsmittel nur dort ergänzt, wo sie zu stark verblichen war. Dabei wurde mit Lasurtechniken gearbeitet.
Renovation der Dachuntersicht mit Öllasur und Ölfarbe
Die Holzuntersicht wurde trocken abgebürstet und von Hand örtlich nachgeschliffen. Eine Schleifmaschine hätte Schleifspuren hinterlassen. Dies wollte man vermeiden. Als erstes wurden die hölzerne Untersicht und die Holzfassade mit farbloser Öllasur eingelassen, um das Holz zu nähren und die Saugkraft zu reduzieren. Danach wurden sie mit fein abgetönter Öllasur neu geschützt. Je nach Abwitterung der Untersicht, der Sparren und der Holzfassade erfolgte eine unterschiedliche Anzahl Aufträge. Auch hier wurden alle Anstriche mit Pinsel und Lasurbürste ausgeführt.
Abschliessend wurden die feinen Dekorationen auf den Schnitzereien im originalen Farbton wieder aufgesetzt, wie farbige Lichter: Ein weicher, gebrochener Weisston, Oxidrot und Oxidgrün – und somit mit den Farbtönen, die zur Erstellungszeit des Hauses möglich waren. Die Buntheit für Anstriche im Aussenbereich war bis zur Erfindung der Purkristallat-Mineralfarbe Ende des 19. Jh. ausschliesslich mit Ölfarbe möglich. Einzelne dieser Arbeiten konnten erst nach erfolgter Demontage des Gerüstes ausgeführt werden, da die Zugänglichkeit nicht gegeben war. Dazu ist unsere Selbstfahrerhebebühne zum Einsatz gekommen.
Die Jalousieläden haben wir in unserem Spritzwerk renoviert. Auch da haben wir die Farbtöne übernommen. Im obersten Stockwerk strahlen sie im gleichen, satten Rot wie zuvor und somit farblich intensiver als das bekannte «Ochsenblutrot». Damit heben sie sich vom dunkelbraunen Täfer ab. Die Fensterläden, die auf der verputzten Fassade zu sehen sind, sind in einem oxidbraunen Farbton gehalten, welcher den Ton der Dachuntersicht und der Holzfassade übernimmt. Als Farbmaterial wurde eine Mischung zwischen Ölfarbe und einem langöligen Kunstharzlack eingesetzt. Damit lassen sich die Vorteile beider Bindemitteltypen verbinden, ohne dass sich deren Nachteile kumulieren. Die Fenstergitter und Metallgeländer wurden mit einer mitteldunklen Eisenglimmerfarbe neu gefasst; ein schwarzer «Schmiedeeisenfarbton» wäre zu hart gewesen.
Es freut uns, mit diesen Gipser- und Malerarbeiten – direkt oberhalb des Obertors – einen Beitrag zum Ortsbild von Ilanz geleistet zu haben.
Abschliessendes Aufbringen der Dekorationen am Dachgesimse, ausgeführt mit der eigenen Hebebühne nach dem Abgerüsten
Die Sonnenuhr wird mit ruhiger Hand verfestigt, nachgezogen und wo nötig ergänzt
Einmessen des umlaufenden Frieses. Ohne Wasserwaage - mit Augenmass. Die Ecken müssen stimmen.
Sorgfältige Handarbeit mit dem kleinen Malpinsel
Hier sind Geduld und Liebe zum Detail gefragt. Die Dekorationsmalereien sind gemalt und nicht schabloniert.
Die Sonnenuhr nach Abschluss der Arbeiten (Foto Jaromir Kreiliger)
Detail der Fenstereinfassungen, 2.OG strassenseitig, gut sichtbar, dass für die Fensterläden derselbe Farbton verwendet wurde wie für die Dekorationsmalerei der Fenstereinfassung
Detail der Fenstereinfassungen, 2. OG, gartenseitig (Foto Jaromir Kreiliger)
Fassadendetail gartenseitig (Foto Jaromir Kreiliger)
Portal der Hauseingangstüre (Foto Jaromir Kreiliger)
Fassadenansicht: Mauerwerk und Holzfassade, nach Abschluss der Arbeiten (Foto Jaromir Kreiliger)
Das frisch renovierte Haus in der Morgensonne
Mehr zur Altstadt von Ilanz: https://www.surselva.info/Media/Attraktionen/Ilanzer-Altstadt-Ilanz#/article/06acf1df-f34c-4177-9c3c-ceed4b9e1d30
- Bauherrschaft: Privat
- Architektur und Bauleitung: Curschellas & Gasser, Ilanz
- Gipser- und Verputzarbeiten: Schaub Maler AG, Zumikon
- Malerarbeiten: Schaub Maler AG, Wetzikon
Sie planen ein ähnliches Projekt? Gerne helfen wir Ihnen bei der Umsetzung.
Ein Blickfang vor dem Stadttor
In Ilanz, der ersten Stadt am Rhein, liegt dieses Mehrfamilienhaus, welches wir fachgerecht renovieren durften. Wie sich während der Innensanierung ein Jahr zuvor herausgestellt hat, ist es eines der ersten Wohnhäuser, die ausserhalb der Stadtmauern errichtet worden waren. So waren die Bodenbretter noch mit Holznägeln auf der Balkenlage befestigt.
Ausgangslage
Leider wurde die Fassade bei der letzten Renovation mit einem Kunststoffverputz versehen. Auf diesen wurden dann schöne und sorgfältig ausgeführte Dekorations-malereien aufgebracht. Durch den dichten Verputz- und Anstrichaufbau nahm der darunterliegende Verputz jedoch Schaden. So entschied man sich, den Kunststoffputz abzuschälen und einen neuen, mineralischen Deckputz aufzubringen. Die im späten 17. oder im 18. Jahrhundert erbaute Liegenschaft steht nicht unter Denkmalschutz. Dennoch – und obwohl die Dekorationsmalereien nicht aus der Entstehungszeit der Liegenschaft stammen – entschied sich die Bauherrschaft dazu, diese zu erhalten bzw. als Replika wieder neu aufzumalen.
Sicherung der Dekorationsmalereien, Abschälen des Kunststoffputzes und Aufbringen eines neuen, mineralischen Fassadenverputzes
Als erstes wurde die ganze Fassade gründlich fotografiert. Danach wurden die Farbtöne abgenommen und die Dekorationsmalereien ausgemessen und abgepaust. Anschliessend wurde der Kunststoffputz vollständig abgetragen. Dabei wurde die aufgemalte Sonnenuhr sorgfältig und randgenau ausgespart und im Original belassen. Der freigelegte Grundputz wurde hernach auf seine Festigkeit hin überprüft und wo nötig verfestigt, ergänzt und repariert. Die Körnung des neuen, mineralischen Deckputzes wurde auf die zur Erstellungszeit des Hauses verwendeten Körnungen abgestimmt. So ist das zu grobe Korn einer feinen Oberfläche gewichen, wie die Kalkputze damals ausgeführt worden waren. Statt des dicht abschliessenden Kunststoffputzes ist die Fassade neu mit einem offenporigen, sogenannt «atmungsaktiven» mineralischen Verputz versehen, der bauphysikalisch auf die alten Bruchsteinmauern abgestimmt ist.
Ausführung der Malerarbeiten mit Mineralfarbe
Erst nach der erfolgten Karbonatisierungszeit – das ist die Zeit, die der mineralische Verputz benötigt, um abzubinden – ging es mit Farben, viel Geduld und Liebe fürs Detail ans Werk. Die Fassadenfläche wurde mit Keim Mineralfarbe in einem feinen Gelbton gestrichen. Der Farbton wurde aus einer Farbkarte für Kalkfarben gewählt. Das deshalb, weil zur Erstellungszeit des Hauses nur Kalkfarben zur Verfügung standen. Und da Kalk maximal 4 % mineralische und somit alkalibeständige Pigmente zu binden vermag, waren zu dieser Zeit nur feine Farbgestaltungen an Fassaden möglich. Die Mineralfarbe wurde mit der Bürste aufgetragen und im Kreuzgang vertrieben.
Nach Abschluss des Grundanstrichs wurden die Dekorationsmalereien aufgepaust, mit dem Bleistift nachgezogen und danach mit Mineralfarbe in grauen Farbtönen mit Nuancierungen neu aufgemalt.
Die im Original belassene Sonnenuhr wurde mit ruhiger Hand in freier Manier und mit dem Malstock als Hilfsmittel nur dort ergänzt, wo sie zu stark verblichen war. Dabei wurde mit Lasurtechniken gearbeitet.
Renovation der Dachuntersicht mit Öllasur und Ölfarbe
Die Holzuntersicht wurde trocken abgebürstet und von Hand örtlich nachgeschliffen. Eine Schleifmaschine hätte Schleifspuren hinterlassen, dies wollte man vermeiden. Als erstes wurden die hölzerne Untersicht und die Holzfassade mit farbloser Öllasur eingelassen, um das Holz zu nähren und die Saugkraft zu reduzieren. Danach wurden sie mit fein abgetönter Öllasur neu geschützt. Je nach Abwitterung der Untersicht, der Sparren und der Holzfassade erfolgte eine unterschiedliche Anzahl Aufträge. Auch hier wurden alle Anstriche mit Pinsel und Lasurbürste ausgeführt.
Abschliessend wurden die feinen Dekorationen auf den Schnitzereien im originalen Farbton wieder aufgesetzt, wie farbige Lichter: Ein weicher, gebrochener Weisston, Oxidrot und Oxidgrün – und somit mit den Farbtönen, die zur Erstellungszeit des Hauses möglich waren. Die Buntheit für Anstriche im Aussenbereich war bis zur Erfindung der Purkristallat-Mineralfarbe Ende des 19. Jh. ausschliesslich mit Ölfarbe möglich. Einzelne dieser Arbeiten konnten erst nach erfolgter Demontage des Gerüstes ausgeführt werden, da die Zugänglichkeit nicht gegeben war. Dazu ist unsere Selbstfahrerhebebühne zum Einsatz gekommen.
Die Jalousieläden haben wir in unserem Spritzwerk renoviert. Auch da haben wir die Farbtöne übernommen. Im obersten Stockwerk strahlen sie im gleichen, satten Rot wie zuvor und somit farblich intensiver als das bekannte «Ochsenblutrot». Damit heben sie sich vom dunkelbraunen Täfer ab. Die Fensterläden, die auf der verputzten Fassade zu sehen sind, sind in einem oxidbraunen Farbton gehalten, welcher den Ton der Dachuntersicht und der Holzfassade übernimmt. Als Farbmaterial wurde eine Mischung zwischen Ölfarbe und einem langöligen Kunstharzlack eingesetzt. Damit lassen sich die Vorteile beider Bindemitteltypen verbinden, ohne dass sich deren Nachteile kumulieren. Die Fenstergitter und Metallgeländer wurden mit einer mitteldunklen Eisenglimmerfarbe neu gefasst; ein schwarzer «Schmiedeeisenfarbton» wäre zu hart gewesen.
Es freut uns, mit diesen Gipser- und Malerarbeiten – direkt oberhalb des Obertors – einen Beitrag zum Ortsbild von Ilanz geleistet zu haben.
Mehr zur Altstadt von Ilanz: https://www.surselva.info/Media/Attraktionen/Ilanzer-Altstadt-Ilanz#/article/06acf1df-f34c-4177-9c3c-ceed4b9e1d30
- Bauherrschaft: Privat
- Architektur und Bauleitung: Curschellas & Gasser, Ilanz
- Gipser- und Verputzarbeiten: Schaub Maler AG, Zumikon
- Malerarbeiten: Schaub Maler AG, Wetzikon
Fassade strassenseitig vor der Renovation
Dekorationsmalerei bevor sie abgepaust wurde
Dekorative Fenstereinfassung im 2. OG strassenseitig, vor der Renovation
Detail der Sonnenuhr, die sich auf der südwestorientierten Fassadenseite befindet, vor der Renovation
Abschliessendes Aufbringen der Dekorationen am Dachgesimse. Ausgeführt mit der eigenen Hebebühne nach dem Abgerüsten
Die Sonnenuhr wird mit ruhiger Hand verfestigt, nachgezogen und wo nötig ergänzt
Einmessen des umlaufenden Frieses. Ohne Wasserwaage - mit Augenmass. Die Ecken müssen stimmen.
Sorgfältige Handarbeit mit dem kleinen Malpinsel
Hier sind Geduld und Liebe zum Detail gefragt. Die Dekorationsmalereien sind gemalt und nicht schabloniert.
Die Sonnenuhr nach Abschluss der Arbeiten (Foto Jaromir Kreiliger)
Detail der Fenstereinfassungen, 2. OG, gartenseitig (Foto Jaromir Kreiliger)
Fassadendetail gartenseitig (Foto Jaromir Kreiliger)
Portal der Hauseingangstüre (Foto Jaromir Kreiliger)
Fassadenansicht: Mauerwerk und Holzfassade, nach Abschluss der Arbeiten (Foto Jaromir Kreiliger)
Das renovierte Haus nach Abschluss der Renovation. Im Hintergrund das historische Obertor und das Haus Calonder (Foto Jaromir Kreiliger)