Umfassende Renovationsarbeiten des denkmalgeschützten Hauses zur Platte im Dorfzentrum von Wald ZH

Das 1863 von Johannes Honegger, Zimmermeister, erbaute “Haus zur Platte” befindet sich im kommunalen Inventar der Denkmalpflege. Es wurde zur Blütezeit der Textilindustrie im Zürcher Oberland erstellt. Es beherbergte im Erdgeschoss bis 2019 das Restaurant “Zur Platte”. Die ehemalige Gartenbeiz gegen den Schlipfplatz hin war im Verlauf der letzten Jahrzehnte Autoparkplätzen gewichen. Diese wurden im Rahmen der Sanierung alle aufgehoben und der wertvolle Aussenraum der Wohnung im Erdgeschoss zugeschlagen.

Oberhalb des Restaurants befanden sich drei einfache, bescheidene Wohnungen ohne Wohnkomfort und ohne Aussenraum. Weder die Vorgaben von Brandschutz noch Schallschutz waren mehr erfüllt und der demodierte Zustand der Liegenschaft liess kein zumutbares Wohnen mehr zu. In Absprache mit den örtlichen Baubehörden konnten auf der Rückseite der Fassade für diese Wohnungen Balkone geschaffen werden.

Vorher aussen

Aussenaufnahme Restaurant Platte vor der Renovation

Auf Grund des schlechten Zustandes des Hauses wurde dieses einer umfassenden Sanierung unterzogen. Dabei wurde die Liegenschaft umfassend erneuert, von der Kanalisation bis zum Dachstuhl. Dieser musste vollständig ersetzt werden. Trotz der knappen räumlichen Verhältnisse konnte eine eigene Heizung mit Erdsonden realisiert werden. Da die bauzeitlich aus Holz erstellte Tragkonstruktion des Hauses aus statischen, feuerpolizeilichen und schalltechnischen Gründen ersetzt werden musste, wurde diese neu in Beton erstellt. Damit konnten auch die typischen, niedrigen Raumhöhen aufgefangen werden. Das Mauerwerk der geschützten und ortsbildprägenden Fassade besteht aus Tuffstein und wurde mit einem neuen, mineralischen Verputz versehen.

Im Rahmen des Umbaus an der Plattenstrasse 3 in Wald ZH wurden die Fassaden- und Innenflächen mit höchster Sorgfalt und handwerklicher Präzision überarbeitet. Die Schaub Maler AG war verantwortlich für die inneren Gipserarbeiten sowie für die inneren und äusseren Malerarbeiten.

Vorher innen

Innenansicht des Restaurants vor der Renovation

Gipserarbeiten – die Basis für jede Gestaltung

Bevor Farbe ins Spiel kommt, braucht es einen stabilen und sauberen Untergrund.  Die Gipserarbeiten im Innenbereich bilden die Grundlage für die spätere Farbgestaltung und bestimmen, welche Struktur schlussendlich sichtbar ist.

An den Aussenwänden wurden Vorsatzschalen aus Habito-Gipskartonplatten montiert. Der Zwischenraum zur aus Tuffstein bestehenden, mineralischen Fassade wurde ausgeflockt, um die erforderliche Wärmedämmung zu erreichen.  Nach den weiteren Vorarbeiten wurde ein Weissputz als tragfähiger Untergrund aufgebracht. Im Wohnbereich kamen Trockenbauwände mit 75-mm-Profilen zum Einsatz, welche gedämmt und beidseitig mit zwei Lagen Habitoplatten versehen wurden. Ein grosses Plus für den Schallschutz.

Die Fensterleibungen und -stürze erhielten Dämm-Elemente mit integrierter Isolation. Die Vorhangschienen wurden eingebaut und sämtliche Aussenkanten wurden mit Aluminium-Kantenschutz verstärkt, bevor die Flächen mit Weissputz versehen wurden.

An den Backstein- und Betonwänden schufen eine sorgfältig aufgetragene Haftbrücke sowie eine Rissbehandlung mit Netzeinbettung die Basis für die nachfolgenden Grund- und Weissputzarbeiten.

Die neu erstellten Betondecken von Erdgeschoss bis 3. Obergeschoss wurden zunächst mit einer Haftbrücke versehen und anschliessend mit Weissputz mit Oberflächenqualität Q3 ausgeführt.

Sämtliche GIS-Elemente in den Nasszellen wurden mit Hydro-Gipskartonplatten doppellagig beplankt und so vorbereitet, dass sie problemlos mit Keramikplatten belegt werden können.

Anschliessend an die Gipserarbeiten kamen die Tapezierer- und Malerarbeiten zur Ausführung.

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Aussenansicht nach der Renovation (bildbau.ch)

Handwerkliche Präzision bei den Malerarbeiten im Aussenbereich

Die äusseren Malerarbeiten standen ganz im Zeichen einer nachhaltigen und beständigen Oberflächengestaltung. Auf Grund der Erstellungszeit des Hauses ist die Farbgebung zurückhaltend und wurde sorgfältig auf das Ortsbild abgestimmt. In der Mitte des 19. Jh. Waren auf Fassaden ausschliesslich Kalkfarben im Einsatz. Das Bindemittel Kalk war nur sehr beschränkt in der Lage, mineralische Pigmente zu binden. Aus diesem Grund war die Farbgebung bis zur Erfindung der Purkristallat-Mineralfarbe in den 1880er Jahren fein und zurückhaltend. Nach sorgfältigen Abdeckarbeiten der neuen Steingesimse und der alten Holzfensterstöcke erhielten die Fassaden einen zweifachen Anstrich mit KEIM Soldalit im Historischen Farbton 50008. Die Mineralfarbe wurde mit der Bürste aufgetragen und im Kreuzgang verschlichtet, so wie es damals zur Erstellungszeit üblich war. Der Farbroller war 1863 noch nicht bekannt.

Auch Fenster- und Türgewände wurden intensiv bearbeitet: geschliffen, teilweise grundiert und anschliessend mit Keim Soldalit im Farbton Keim 9870 fertiggestellt. Der Fassadensockel wurde im Farbton Keim S 187, welcher Naturstein entspricht, ausgeführt, während die Balkonstirnen mit dem Farbton NCS S 3502-Y farblich betont wurden.

Besondere Aufmerksamkeit galt dem Holzwerk. Untersichten und Gewände wurden von alten Farbschichten befreit, neu grundiert, gespachtelt und mit Oelfarbe in einem mittleren Grauton und in einem gebrochenen Weiss sorgfältig gestrichen. Die Hauseingangstüre erhielt einen neuen Glanz: innen erhielt sie den hellen weisse Farbton NCS S 0500-N, aussen ein sattes Grün-Schwarz (NCS S 8005-B50G).

Auch die metallischen Elemente wurden nicht vernachlässigt. Kloben und Rückhalter wurden entrostet, neu grundiert, vorgestrichen und im Farbton der Fensterläden neu gestrichen.

Die alten, bestehenden Fensterläden wurden so weit möglich erhalten und umfassend renoviert. Um eine längere Haltezeit des Deckanstriches zu erlangen, wurde die eingesetzte Oelfarbe mit einem langhaltigen Alkydharzlack verstärkt.

Die alte, profilierte Hauseingangstüre wurde als Deckblatt weiterverwendet und im gleichen dunkelgrünen Farbton gestrichen wie die Fensterläden. Die aufgedoppelte Innenfläche wurde in einem hellen Grauton deckend lackiert.

Die neue Balkongeländerkonstruktion wurde in unserem Spritzwerk in Wetzikon mit einem sehr soliden und wetterbeständigen Zweikomponenten Eisenglimmerlack lackiert und als fertige Element auf den Bau geliefert.

Den gestalterischen Abschluss bildete der Schriftzug “Haus zur Platte” an der Fassade, präzise mittels Schabloniertechnik mit Keim Soldalit 9200 aufgetragen.

Plattenstrasse 3, Wald, 2017-11-29 (6)

Rückseite des Hauses vor der Renovation

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Rückseite des Hauses nach der Renovation (bildbau.ch)

Im Inneren legte man ebenso Wert auf Qualität.

Die Malerarbeiten im Innenbereich umfassten ein breites Spektrum: Die Decken wurden gespachtelt, geschliffen und mit der Mineralfarbe KEIM Tisenza, welche frei von Titandioxid ist, in leicht abgetöntem Weiss gestrichen.  Der Entscheid zu Tisenza fiel aus zwei Gründen: Zum Zeitpunkt der Erstellung des Hauses wurde Titandioxid noch nicht bei der Herstellung von Farben eingesetzt und wäre somit historisch nicht korrekt. Zudem ergibt das gut füllende Pigment Titandioxid eine platte Wirkung der Oberfläche. Somit hätte die erwünschte Tiefenwirkung nicht erreicht werden können. Durch diese Farbwahl konnte das Erscheinungsbild nahe an die originale Fassung des 19. Jh. herangebracht werden.

Der Farbauftrag auf den Decken erfolgte nicht mit dem Roller, sondern wie zur Bauzeit üblich, mit der Bürste.

Sämtliche Wände in den Wohnräumen wurden mit einer Glasfasertapete mit mittlerer Struktur tapeziert und anschliessend ebenfalls mit KEIM Tisenza im gleichen Weisston gestrichen – bauzeitgetreu ebenfalls mit der Bürste. Damit wird die textile Struktur des Glasfasergewebes nicht von einer Rollerstruktur überlagert.

Damit entstand eine helle, klare Raumatmosphäre.

Die mit einem feinen, harten Mineralischen Verputz versehenen Küchenrückwände wurden mit einem Lack von der Farbenmanufaktur kt.color aus Uster in Rot gestrichen – als Kontrast zu den im Spritzwerk in einem weichen sandfarbenen Farbton gespritzten Küchenfronten und der Küchenabdeckung aus Chromstahl.

Sämtliche Türen und Türrahmen wurden grundiert, teilweise gespachtelt und mit Vor- und Decklack gestrichen. Als Farbton wurde derselbe, helle und weiche Grauton eingesetzt, wie er für die Fenster gewählt worden war. Auch diese Anstriche wurden so ausgeführt, wie sie zur Erstellungszeit des Hauses üblich waren: Mit Pinsel und Bürste.

Die gewählte Farbgebung mit dem weichen Weisston nimmt das Raumklima sehr gut auf. Die Böden wurden mit einem neuen Parkett aus Eichenholz ausgeführt. Der grosse Wohnraum wurde in Anlehnung an das bauzeitliche Original in Fischgrat, die Schlafzimmer mit schlichten Eichenriemen belegt.

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Innenansicht Dachgeschosswohnung mit kt.COLOR Küchenrückwände (bildbau.ch)

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Sicht zum Treppenhaus in der Dachgeschosswohnung (bildbau.ch)

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Wohnraum im ersten Obergeschoss (bildbau.ch)

Das Treppenhaus erhielt einen besonders repräsentativen Charakter. Der Boden des Treppenhausfusses wurde mit Keramikplatten belegt, die sowohl hinsichtlich Format und Farbtöne der Bauzeit entsprechen. Ausgehend von den verwendeten Platten wurden die Farbtöne für die weiteren Oberflächen abgeleitet. Wände und Decken wurden analog zu den Wohnungen gestaltet. Wie im 19. Jh. üblich, wurde ein Wandsockel ausgebildet. Jedoch nicht mit dem damals verwendeten, groben Baumwollgewebe Rupfen, sondern mit einem Glasfasergewebe, bei dem die vertikal wie die horizontal verwobenen Gewebefäden alle gleich dick sind. Dieses Glasfasergewebe wurde als Referenz an den ehemaligen Textilort Wald bewusst so gewählt, ebenso in den Wohnungen. Dieser Wandsockel wurde mit einem Abschlussstab aus Holz versehen und farblich abgesetzt. Die Wohnungs-abschlusstüren wurden zweifarbig gestaltet.

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Blick ins Treppenhaus (bildbau.ch)

Das nachhaltige Sanierungsprojekt an der Plattenstrasse 3 in Wald ZH zeigt eindrücklich, wie vielseitig und detailreich Maler- und Gipserarbeiten sind. Sie schaffen nicht nur schöne Oberflächen, sondern bilden auch die Basis für Wohnqualität, Langlebigkeit und Behaglichkeit.

Eckdaten

  • Bauherrschaft: Privat
  • Architektur: beat ernst architekt fh/sia/swb, rüti
  • Fotografie: bildbau.ch
  • Gipserarbeiten: Schaub Maler AG, Zumikon
  • Malerarbeiten: Schaub Maler AG, Wetzikon

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